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Immer wieder sonntags

FUSSBALL-KREISOBERLIGA Auf der Tageblatt/MZ-Lokalsportseite bei Facebook äußern viele Sportfreunde ihren Unmut über die neuen Rückrunden-Spieltermine.

von Harald Boltze

NAUMBURG - Die Entscheidung, dass die komplette Rückrunde der Fußball-Kreisoberliga sonntags durchgeführt wird, hat in den Vereinen für Wirbel gesorgt. Lothar Pietsch, zuständig für den Spielbetrieb beim Kreisfußballverband, verteidigte nun gegenüber Tageblatt/MZ die neue Regelung. "Es ist uns nicht leicht gefallen. Und, dass es da zu Protesten kommt, ist uns auch klar. Aber wir haben leider keine andere Wahl. Uns fehlen einfach die Schiedsrichter, um alle Ligen sonnabends abzuwickeln." Im Sommer hatten sich die Kreisoberligisten mehrheitlich gegen den ungeliebten Spieltag ausgesprochen. Pietsch: "Die Abstimmung haben wir auch beherzigt, haben damals aber gesagt, dass wir, wenn es zu Problemen kommt, wieder auf den Sonntag ausweichen müssen." Nun seien die Probleme da: Zum Teil konnten bereits Kreisklasse-Partien nicht besetzt werden. Warum die Sonntags-Entscheidung gerade auf die Kreisoberliga fiel? "Das ist nun mal die Liga, wo wir drei Unparteiische ansetzen müssen. Und wir werden eben viele Leute brauchen, die zweimal am Wochenende pfeifen."

Auf der Tageblatt/MZ-Lokalsportseite bei Facebook wurde die Neuigkeit sogleich stark kommentiert. Renzo Schorch (Herrengosserstedt II), Andreas Bombach (BSC Laucha II) oder auch Marcus Adelsberger sprachen sich generell gegen Sonntags-Spieltage aus. Und Hannes Katzbeck (05 II) stellte die Frage in den Raum, warum man nicht die Kreisliga genommen habe. Martin Schumann sieht bei den Sonntagsspielen zwar den Vorteil, dass dann weniger Menschen arbeiten müssen, "andererseits sind die meisten Spieler junge Leute, die samstags gern weggehen und das dann entsprechend einschränken müssten (oder das nicht tun und dann schlechtere Leistung bringen). Außerdem ist der Sonntag bei vielen für die Familie reserviert. Und viele Montagearbeiter müssen direkt nach dem Spiel los - auch keine schöne Sache." Und der Bad Kösener Jens Brendel wirft ein: "Unser Wirt ist mit Sicherheit auch total begeistert, dass am Sonntag dann nur noch die Hälfte der Fans kommt und die, die kommen, gleich nach dem Spiel wieder gehen."

Am meisten diskutiert wurden jedoch die von der Tageblatt/MZ-Lokalsportredaktion gewünschten Rezepte, wie man mehr Sportfreunde für den Schiedsrichter-Job begeistern kann. So meint Rainer Hase (Blau-Weiß Bad Kösen): "Das Schiriwesen kann nur über finanzielle Anreize attraktiver gemacht werden. Wenn der reiche DFB nichts zusteuern möchte, muss es über Sponsoren erfolgen." Und dazu hat Hase einen guten Vorschlag: "Ähnlich des Fairplay-Pokals kann es auch mal eine 500-Euro-Prämie am Ende der Saison für den besten Schiri geben. Dazu könnten die Vereine eine Punktewertung oder ähnliches abgeben."

Hases Vereinskollege, Matthias Große pflichtet ihm beim Thema Bezahlung bei: "Nur mit Geld kann man das Problem lösen. Ich lasse mich doch für 20 Euro nicht 90 Minuten von über 20 Leuten anschreien", schreibt er. Und auch Axel Krunig stößt ins selbe Horn: "Diese Leute müssen mehr Geld kriegen, hier sind auch die Vereine gefragt." Zudem stellt Krunig weitere Forderungen an den DFB. Es brauche "gezielte Schulungen in Sachen Psychologie, Rhetorik und Fitness. Natürlich kostenfrei für den Schiri und mit eventueller Entschädigung für den Arbeitgeber."

Mit Haiko Haun (Freyburg) schaltete sich sogar ein im hiesigen Kreisfußball aktiver Referee ein. Er ließ das finanzielle Haupt-Argument nicht gelten: "Ob ich mich für zwölf, 20 oder 50 Euro vollpöbeln lasse, ist doch gleich. Man ist grundsätzlich das Honorar-Arschloch. Ich sehe das Problem aus eigener Erfahrung weniger bei den Spielern, sondern viel mehr auf Zuschauerseite. Einige scheinen den Sportplatz als Ventil für Frustabbau zu nutzen, da sie zu Hause nichts zu melden oder anderweitige Probleme haben. Das ist für mich der Hauptgrund dafür, dass kaum einer dieses Hobby machen will."

Ein Punkt, in dem sich die Diskutanten einig sind, denn auch Bad Kösens Fußball-Abteilungsleiter Rainer Hase meinte: "Außerdem denken einige (viele), die ein Stadion/Sportplatz betreten, sie haben Narrenfreiheit bei der Wortwahl und der Schiri ist sowieso an allem Schuld. Ich beobachte das sehr häufig und denke jedes Mal: Das arme Schwein möchte ich nicht sein. Dabei vergessen die meisten, dass die auch nur das pfeifen, was sie sehen und nicht auf die Techno-Hilfsmittel des Fernsehens zurückgreifen können."

Freyburgs Stadionsprecher Martin Schumann spricht noch einen weiteren Punkt an: "Was hat viele Schiris vergrault? Ganz klar ist da vor vielen anderen Dingen die Einführung des elektronischen Spielberichtes zu nennen. Leute meiner Generation sind mit dem PC aufgewachsen. Aber, dass ein 50- oder 60-Jähriger das nicht mehr lernen möchte (weil er es außerhalb der Schiri-Tätigkeit meist auch gar nicht braucht), ist verständlich!" Doch auch hier hakt Referee Haiko Haun ein: "Onlinesysteme wie den Spielberichtsbogen und das Ansetzungssystem empfinde ich als gute Einrichtung. Ich finde das einfacher und sauberer als die handgeschriebenen Riesenbögen oder postversandte Ansetzungen." Er gibt aber zu: "Okay, ich habe ja auch täglich am Rechner zu tun ..."